Kellinghusen – „PEP“ tut viel für seine Zuhörer. Befindet sich momentan aber wie viele Konzertveranstalter in einer kleinen Zwickmühle. Seit 30 Jahren präsentiert der Verein nun schon die Größen auf dem Markt der Hand gemachten Musik direkt in der Störstadt.
Damit bietet der Verein den Fans eine einzigartige Möglichkeit, die es sonst so eher selten gibt, derartige Musiker so nah zu erleben. Singer/Songwriter, Rocker, Gitarristen, Pianisten und Liedermacher aus den Genres Rock, Blues und Folk betreten hier die Live-Bühne, was sie sonst allenfalls für teures Geld in Hamburg oder Kiel tun würden.
Sie – und eben keine Hip Hopper, Gangsta-Rapper, House-DJs und auf was die nachwachsende Generation sonst noch so steht. Fast logisch, dass sich das Interesse an den Konzerten bei den Jüngeren in der Störstadt und drumherum eher in Grenzen hält – oder gar nicht da ist.
Um das zu ändern und auch das nachwachsende Publikum für die „PEP“-Konzerte zu interessieren, hat der Kulturverein nun einen neuen Weg probiert, indem er direkt den Kontakt aufgenommen hat. Und macht den Schülerinnen und Schülern der Gemeinschaftsschule (GMS) mit dem Segen der Schulleitung ein besonderes Angebot: Ganz umsonst geht’s nicht, aber für den Eintrittspreis von 5 Euro können die Schüler die „PEP“-Konzerte besuchen und ausprobieren, ob das etwas für sie ist.
Vorlegen müssen sie lediglich ihren Schülerausweis. Das Angebot gilt für fast alle Auftritte mit einer Ausnahme: Lediglich bei besonders teuren Konzerten kann das Angebot nicht aufrecht erhalten werden. Die werden aber jeweils gesondert bekannt gegeben.
Und einen ersten GMS-Schüler gibt es auch schon, der die „PEP“-Gigs in die Schule tragen und so als Kontaktperson für Gleichaltrige zur Verfügung stehen soll: Mika Mutschmann (17) aus der Klasse 10b, der bereits beim Auf- und Abbau der Konzerte mitgeholfen hat, hat sich bereit erklärt, an seiner Schule über die Konzerte zu informieren und bei Bedarf Flyer zu verteilen und Fragen zu beantworten.
Da er selber Klavier spielt und dadurch Berührung mit Jazz und Boogie Woogie hat, interessiere er sich ohnehin für Live-Musik. Erste Konzerterfahrungen hat er auch schon gesammelt. So war er schon bei „PEP“-Konzerten des englischen Liedermachers Paul Millns (Piano) in der Ulmenhofschule und des ägyptisch-israelischen Klezmer-Musikers Giora Feidmann (Klarinette) in der Kellinghusener Kirche zugegen. Ehrlicherweise kannte er vorher beide nicht, fand sie aber „sehr interessant“, wie er sagt.
Und nun durfte er sich das Konzert von Ulla Meinecke ansehen. Die „Grand Dame“ der deutschen Liedermacherszene war schon zum wiederholten Male bei „PEP“ zu Gast, dieses Mal mit dem Multiinstrumentalisten Reinmar Henschke. (lh)
Aber lassen wir ihn doch selber sprechen. Hier die Eindrücke von Mika Mutschmann von seinem Konzertbesuch am Sonnabend, 4. Februar 2023 (20 Uhr):
<< Ulla Meinecke? Nie von ihr gehört. Heute Abend steht sie auf der Bühne in der Ulmenhofschule. Sie war schon öfter zu Gast in Kellinghusen, aber ich bin erst seit ein paar Monaten dabei, helfe beim Auf- und Abbau und mache ein wenig Werbung für die Veranstaltung in meiner Schule. Auch an diesem Abend habe ich geholfen, Stuhlreihen aufzustellen und die Technik auf der Bühne aufzubauen.
Dann öffnet sich die Tür, Ulla Meinecke und Reinmar Henschke sind da. Erstaunt nehme ich als erstes die Hamburger Kapitänsmütze wahr, die Ulla trägt. Sie behält sie den ganzen Abend auf, um „stattlich auszusehen“, wie sie sagt. Auch ansonsten wirkt sie sehr unkonventionell. Sie begrüßt das PEP-Team und schon wenige Minuten später sitzt sie plaudernd in der Küche und unterhält sich mit dem Catering-Team.
Es wirkt so, als würden sich alte Freunde treffen, nur mir scheint Ulla unbekannt zu sein. Es wird über die Mängel in der Berliner Verwaltung diskutiert, über die allgemeine politische Lage, und Ulla nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn ihr etwas missfällt. Kritisch äußert sie sich auch zu den jüngsten Entwicklungen im Show-Geschäft. Es werde immer häufiger gestreamt und von zu Hause aus konsumiert.
Nur noch wenige Künstler schaffen es, ihr Publikum in die Hallen zu locken. Darunter leidet die Branche sehr und ich kann ihr nur zustimmen, denn in meiner Generation ist das in der Tat üblich und nur noch wenige Jugendliche haben Interesse an Live-Musik. Und diese wollen dann die angesagten jungen Bands sehen und bringen wenig Offenheit mit, neue Erfahrungen mit anderer Musik zu machen.
Ich lasse mich heute Abend auf Ulla und ihre Musik ein. Und ich erlebe einen unterhaltsamen Abend mit vielen humorvoll vorgetragenen Anekdoten, aber auch vielen tiefgründigen Songs. Bis auf Ullas großen Hit „Die Tänzerin“ kannte ich keines der Lieder und auch Reinmar Henschke habe ich vorher noch nie gehört. Obwohl ich selber Klavier spiele und im Jazz zu Hause bin. Es war beeindruckend zu erleben, wie er multitasking mehrere Instrumente gleichzeitig gespielt und so einen enormen Klangteppich erzeugt hat.
Ulla fühlt sich in ihrer Musik aufgehoben, sie ist zu Hause in ihren Liedern. Das spürt man, das macht sie so authentisch. Das gefiel auch den anderen Zuschauern, denn sie verabschiedeten Ulla Meinecke mit Standing Ovations.
Ich habe heute Abend eine weitere neue Erfahrung gemacht und bin froh, Ulla und ihrer Musik begegnet zu sein. Dann wollen wir mal sehen, was das nächste Konzert für neue Erfahrungen bereithält. >> Mika Mutschmann