Das gibt’s bei „PEP“ auch nicht alle Tage, dachte ich, als ich gewahr wurde, wer da als nächstes auf der Bühne der Ulmenhofschule stehen sollte: tatsächlich eine Grammy-nominierte Singer/Songwriterin aus Schweden mit einem Programm aus American Folk. Da durfte man gespannt sein, denn ich kann mich nicht erinnern, dass es in mehr als 30 Jahren eine derartige Konstellation schon einmal gab.
Die jüngste CD „Center of the universe“, die die schwedische Singer/Songwriterin Sofia Talvik heraus gebracht hat, wurde nämlich in den USA für den begehrten Musikerpreis vorgeschlagen. Das heißt zwar noch nicht, dass sie den auch gewinnt, aber alleine der Vorschlag bedeutet für viele Musiker schon eine besondere Ehrung.
Dies waren große Vorschusslorbeeren auf der einen und gleichzeitig aber auch hohe Erwartungen auf der anderen Seite, die mit dem Konzert verbunden waren. Entsprechend gut gefüllt war dann auch der Saal der Ulmenhofschuhle, die magische Marke einer dreistelligen Besucherzahl wurde locker genommen, wie ich überrascht fest stellte, als ich den Saal betrat.
Ganz ungewohnter Weise saßen und standen die Zuhörer bis ganz nach hinten und hörten gespannt dem Programm der Sängerin zu. Schon nach einer kurzen Zeit unterhielt sich im Publikum niemand mehr. Befeuert wurde der gute Besuch wohl auch noch, da einige Tage zuvor in der Lokalzeitung ein großes Interview mit der attraktiven Musikerin mit einem noch größeren Foto abgedruckt war. Der „PEP“-Vorsitzende Oliver Zantow freute sich: „Das hat noch mal einen Riesenschub beim Ticketverkauf gegeben“, sagte er am Rande des Konzerts.
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An diesem Samstag Abend präsentierte die schwedische Musikerin, gekleidet in fast indianisch anmutender Kleidung mit einem Cowboyhut auf dem Kopf, ihr aktuelles Programm dann auch mit dem erwarteten besonderen Schwerpunkt auf ihrer jüngsten CD „Center of the Universe“.
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Dieses sei – wie sie in dem Interview zuvor erzählte – von einem Radiomoderatoren in der Folk-Radio-Community in den USA gehört worden, dem es so gut gefiel, dass er es dem „Grammy“-Kommitee vorschlug und es in der Kategorie „Best Folk Album“ nominiert wurde. Auch nicht schlecht, wie ich fand.
Und die Zuhörer waren begeistert. Denn die Musikerin präsentierte ihr Repertoire an American Folk mit einer unverbraucht jung gebliebenen Stimme, die fest und klar war und das Publikum sofort von sich überzeugte. Da brauchte sie gar keinen langen Anlauf. Dabei begleitete sie sich nicht minder gekonnt auf der Akustikgitarre.
Sympathien brachten der selbstbewussten Dame aus dem hohen Norden auf der Bühne aber auch die Ansagen ein, mit denen sie einige ihrer Songs erklärte. Aktuell nahm sie beispielsweise auf die derzeit in Kalifornien wütenden großen Waldbrände Bezug, indem sie den Titel mit dem besorgten Ausruf „Oh, California“ anstimmte.
Aber ganz abgesehen davon gab sie den Tipp für die, die das einmal vorhaben sollten, eine Tour in den USA mit dem Camper am besten in Montana und Idaho zu machen. Da habe sie Bekannte und könne das aus eigenem Erleben nur bestens empfehlen.
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Stimmungsvolles Konzert: Ein Glas Wein als Dekoelement auf der Bühne schaffte eine besondere Atmopshäre.
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Eine Wohnung hat die schwedische Sängerin in Berlin, wie sie erzählte – was sie dazu verleitete, daraus einen Gag zu machen: „Deswegen ist mein Deutsch so schlecht“, sagt die Sängerin, denn: „Es sind fast keine Deutschen mehr in der Stadt, und auch die Berliner sprechen eine andere Sprache.“
Den Bezug zur Musik habe sie über den Bezug zur Kunst erlangt, wie sie weiter berichtete. Über ihren Vater, der Maler ist, hat sie die Liebe zur Musik entdeckt. „Die Gemeinsamkeiten sind sehr wichtig.“ Die meisten ihrer Titel singt sie auf Englisch, wie Sofia Talvik sagte, aber ein paar ihrer Songs sind auch auf Schwedisch, was ihr einen veritablen Applaus beim Publikum einbrachte. Übersetzt heiße einer der schwedischen Songs etwa poetisch „Wilde Erdbeerblüte und Weiße Jasmin“ und ist eine traurige Ballade.
Darüber hinaus, schilderte Sofia Talvik, schreibe sie „jedes Jahr ein neues Weihnachtslied. Auf Tour ist das immer traurig“, stellte sie fest. „Es ist kein ,Jingle Bells‘, sondern eher die dunkle Seite.“ Ihre neuen Weihnachtslieder seien aber nicht einmal mehr weihnachtlich. So beschreibe das Lied „Appalachian Trail Christmas“ einen Trip durch das Appalachengebirge in den USA in sechs Monaten.
Ihre kritische Einstellung zu manchen aktuellen Vorkommnissen auf der Welt goss die Schwedin etwa in den Song „Too many churches“ – „Zu viele Kirchen“. Textzeilen wie „Too many churches and too little love in this world today“ erlangte spontanen Applaus beim Publikum. Die melodiöse Folk Music mit skandinavischen Einflüssen ließ die eineinhalb Stunden Programm somit wie im Fluge vergehen.
Laut ihrem Manager und Lebensgefährten absolviert die Sängerin bis zu 100 Auftritte im Jahr, sonst aber wenig überraschend eher in Kiel, wenn sie in Schleswig-Holstein ist. Sie hätte aber nicht gedacht, dass in einer ländlichen Umgebung wir dieser „so ein Konzert möglich ist“. Schließlich beendete sie ihr Programm mit einem beziehungsreichen Lied zum Mitsingen: „I’m going home“.
Zum Schluss waren alle begeistert – auch davon, dass sie sofort danach wie auch schon in der Pause an ihrem Stand für Autogramme und den Verkauf ihrer CDs zur Verfügung stand. Und dabei auch noch das eine oder andere Gespräch möglich war.
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Nach eindreiviertel Stunden beendete Sofia Talvik ihr Programm mit einem beziehungsreichen Lied zum Mitsingen: „I’m going home“.
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Ludger Hinz