Kellinghusen – Zuerst mochte ich es gar nicht glauben: Gegen die Musiknacht in Itzehoe anstinken, in der Hunderte von Fans – und darunter sicher auch ein paar Blues-Liebhaber – durch die Nacht zogen. Ob das eine gute Idee war?
Standen an den Wochenenden zuvor kaum größere Veranstaltungen in der Umgebung an, so kam es an diesem knüppeldick. Mehrere gleichzeitig angesetzte Events in der gut erreichbaren Umgebung bargen die Gefahr, sich die Besucher gegenseititg streitig zu machen. So herrschten zunächst einmal sicherlich keine guten Voraussetzungen für einen voll besetzten Saal in Kellinghusen.
Andererseits lockte „PEP“ an diesem Abend mit internationalen Acts, die als spielfreudig bekannt sind, in einem spannenden Blues-Konzert. Das sprach wiederum für eine höhere Attraktivität. Außerdem werden deren Auftritte meist in Jahreslänge voraus festgelegt und können auch nicht kurzfristig ver-legt werden.
Hier spielte nun die US-amerikanische Blues-Sängerin Kellie Rucker gemeinsam mit der „Richie Arndt Band“ in der Ulmenhofschule – zwei renommierte Musiker, die auch bei „PEP“ keine Unbekannten sind und ihre musikalische Visitenkarte schon einmal hier abgegeben haben.
Ein Selbstläufer war das dennoch keineswegs, zumal das Publikum in seiner Zahl zuletzt eher schwankend war. Die spannende Frage, die sich nun stellte, wie viele dann den Weg in die Ulmenhofschule finden würden, bewegte auch die Ausrichter des Konzerts, zumal bei PEP nun gleich zwei Mal nacheinander Blues geboten wurde.
Doch genauso wie bei einigen anderen Beispielen zuvor, bei denen überraschenderweise wenig bis keine Resonanz herrschte, wurde man auch hier wieder überrascht – dieses Mal allerdings in umgekehrter Richtung: angenehm.
Ein Blick in die Runde kurz vor Beginn zeigte: Der Saal war nicht übervoll, aber doch gut gefüllt. so dass die Veranstalter sich zufrieden gaben und auch die Chance auf eine ausgeglichene finanzielle Bilanz recht gut war.
Apropos finanziell: Der Vorsitzende freute sich am Rande auch darüber, dass „PEP“ mittlerweile in der Onlinewelt angekommen ist. Denn auf der Ende des vergangenen Jahres runderneuerten Homepage ist die Funktion erhalten, dass Karten auch direkt online bestellt und bezahlt werden können, was früher in dem Umfang nicht möglich gewesen ist. Und das gilt für alle Konzerte bis zum Jahresende, die auf der Homepage angekündigt sind. Das bringt dem Verein sicherlich noch einmal einen Schub.
Das Konzert selber versprach nun Bluesrock at its best. Nach dem „Akustik Trio“ im Vormonat gab es nun wieder eine elektrisch verstärkte Bandbesetzung mit teilweise Altbekannten, die nur längere Zeit schon nicht mehr da waren.
Richie Arndt wartete zuletzt vor fünf Jahren, 2018, mit einer musikalischen Lesung im Bürgerhaus auf. Gemeinsam mit Kellie Rucker war er tatsächlich auch schon einmal auf der „PEP“-Bühne, das ist aber schon satte 15 Jahre her. So gab es nun nach 2008 das erste Wiedersehen mit beiden gemeinsam in einer Band.
Kellie Rucker ist seit mehr als 30 Jahren als Größe in der internationalen Bluesszene bekannt. Als Sängerin und – was vielleicht noch bemerkenswerter ist – auch als eine Kraft an der Bluesharp, die sie mit einiger Vehemenz und Können spielt, eilt ihr ein guter Ruf voraus.
Zur Zeit befindet sie sich gerade auf einer Tour zu ihrer neuen Live-CD „Rockin‘ Americana“. Die hat sie mit der „Richie Arndt Band“ eingespielt und am 24. März frisch veröffentlicht. Sie hat in Europa nicht allzuviele Konzerte und spielt hier auch nicht ihr Standardprogramm.
Somit freute sich der „PEP“-Vorsitzende Oliver Zantow schon vorher darüber, dass der Verein hier ein ganz aktuelles Konzert präsentieren konnte. Dass die US-Amerikanerin für ihre deutschlandweiten Auftritte extra eingeflogen ist, bis 2024 nur zwei ihrer Konzerte in Schleswig-Holstein gibt, und dabei auch noch in Kellinghusen Halt macht, bezeichnete er schlicht als ein „echtes Bonbon“.
Auf der anderen Seite stand Richie Arndt neben ihr auf der Bühne, der renommierte Blues-, Roots- und Rockmusiker sowie Sänger aus Ostwestfalen. Er hat sich seinerseits einen Namen in der Deutschen Blues-Szene gemacht und gewann bereits mehrere Auszeichnungen in seinem Genre, zuletzt 2022 als „Bester Blues Gitarrist“ den „German Blues Academy Award“.
So kamen sie beide mit einer gehörigen Portion Vorschusslorbeeren, denen sie aber an diesem Abend auch gerecht wurden, und es stellten sich ihrer beider Stärken heraus, die auch sogleich auffielen: Als Sängerin wartete Kellie Rucker mit einer großen Bühnenpräsenz auf. Richie Arndt, Meister an der Blues-Gitarre, ist aber auch dem Gesang nicht ganz abgeneigt.
Sie spielten sich die Bälle gegenseitig zu, sangen und spielten abwechselnd zwei Sets á 10 Songs und zwei Zugaben. In den knapp zwei Stunden präsentierten sie alle Songs ihrer gerade erschienen Live-Scheibe, ergänzt um einige weitere ihrer Klassiker.
Hier wurde die vom Körperwuchs eher kleine Sängerin zur ganz Großen, kombinierte Gesang und Blues Harp gekonnt miteinander und mit dem Spiel ihres Pendents Richie Arndt zu einem gelungenen Ganzen. In der Pause mischten sich die Musiker teils unters Volk und den eigenen Stand, signierten CDs oder andere Bandartikel und kamen mit den Besuchern ins Gespräch.
Das Publikum zeigte sich nicht nur begeistert, sondern auch dankbar und beklatschte schließlich zwei Zugaben und ein rockiges Blues-Konzert, nach dem es wohl die wenigsten bereuten, an diesem Abend nicht woanders hingegangen zu sein.
Ludger Hinz
Fotos (v.l.n.r.):
Nur zwei Konzerte in Schleswig-Holstein, eines davon in Kellinguen: Kellie Rucker trat mit der Ritchie Arndt Band bei „PEP“ in der Ulmenhofschule auf.
Attraktion fürs Publikum: Den Zuhörtern wurde an diesem Abend auch außerhalb Itzehoes ein international großer Live-Act geboten.
Spielte gemeinsam seiner Band und mit der Sängerin und Bluesmusikerin Kellie Rucker in der Ulmenhofschule: Blues-Gitarrist Richie Arndt.
Fotos: Ludger Hinz