review – Helmut Debus und Band

Kellinghusen – Helmut Debus? Mal wieder plattdeutsche Nachdenklichkeit bei PEP?, dachte ich als erstes, als der plattdeutsche Ruhe-Rocker auf dem Plakat angekündigt wurde. Tatsächlich war er auch laut eigener Erinnerung einer der – wenn nicht sogar „der“ – erste Musiker, der nach Gründung von „PEP“ im Jahre 1993 dort aufgetreten ist, damals noch im „Deutschen Haus“, danach dann immer wieder mal, dann in der Ulmenhofschule.

Dass die ersten „PEP“-Mitglieder damals ganz schön aufgeregt waren, als er seine neue Platte „Wille Harten“ vorstellte, wie der aktuelle „PEP“-Vorsitzende Oliver Zantow sich erinnert, kann man sich gut vorstellen. Schließlich wusste damals ja noch keiner, wo die Reise hingehen würde.

Seitdem ist Helmut Debus bereits etliche Male dagewesen und hat so manches weitere seiner mittlerweile 21 Alben vorgestellt. Und auch die „PEP“-Mitglieder wurden mit der Zeit und den ständig vermehrten Künstlern, die ihren Fuß auf die Bühne setzen, immer routinierter.

Stand schon 1993 erstmals auf der „PEP“-Bühne und freute sich nun wieder, sein neus Album vorzustellen, das er als sein bestes bezeichnet.

Nun war Helmut Debus mit seinem neuesten Werk „Angst legg di slapen“ von 2022 da. Und das ist für ihn etwas ganz Besonderes, wie er selber sagt (siehe Interview!). Denn nicht nur dass er damit den Preis der Deutschen Schallplattenkritik in der Kategorie „Songwriter“ gewonnen hat – er ist auch erstmals mit seiner Band in der Ulmenhofschule aufgetreten. Das eröffnete dem sonst als Alleinunterhalter spielenden Singer/Songwriter ganz neue Möglichkeiten der Präsentation. Und dem Publikum einen ganz neuen Musikgenuss.

Entsprechend gespannt durfte man auch sein, wie das Konzert mit Band nun vom Publikum angenommen wurde. Dass die Lokalzeitung vorher als Ankündigung ein Interview mit dem „Songpoeten“ genannten Musiker und den Vorverkaufsmöglichkteiten veröffentlichte, half den Besucherzahlen anscheinend ein wenig auf die Sprünge. Zwar war die Zuhörerzahl wohl nicht dreistellig, aber doch etwas darunter. Das brachte dem Konzert dann doch noch seine wohl verdiente Atmosphäre im Saal ein.

Der plattdeutsche Singer/Songwriter Helmut Debus (Mitte) war nun nach einigen Jahren wieder im Rampenlicht der Ulmenhofschule auf der „PEP“-Bühne zu hören, nun mit seiner Band.

Zum ausgehenden Sommer, in dem die Ferien noch nicht ganz beendet waren, war das einerseits eine ganz stattliche Zahl, andererseits aber auch noch ausbaufähig. Denn gerade ein ausschließlich auf Platt singender Interpret, der dazu auch noch nur seine selbst geschrieben und betexteten Songs in niederdeutscher Sprache zu Gehör bringt, ließ doch etwas mehr erwarten. Zumal in einer Gegend, in der in früheren Zeiten wohl auch überwiegend in plattdeutscher Sprache gesprochen wurde.

Dass sein aktuelles Album nicht nur bei den Kritikern vom Deutschen Schallplattenpreis, sondern auch in seiner eigenen Selbsteinschätzung das beste sei, was er bislang produziert hatte, davon konnten sich die Zuhörer dann ein eigenes Bild machen.

Hergestellt von dem renommierten Produzenten Martin Gallop, der ihn kontaktierte, als er das Werk einspielen wollte, büßte das Album auch live nichts von seiner Wirkung ein, im Gegenteil. Der Produzent hatte immerhin einige namhafte Musiker bereits bei ihren Albenproduktionen auf die Beine geholfen, so etwa Udo Lindenberg, um nur den bekanntesten unter ihnen zu nennen.

Dieses Mal mit Band (von links): Iko Andrae (Bass), Helmut Debus (Gitarre, Gesang), Olaf Liebert (Schlagzeug) und Michael Jungblut (E-Gitarre).

Gemeinsam mit seiner Band erweckte Helmut Debus an der Austikgitarre das Werk nun auf der Bühne erst zum Leben. Vor allem die Mitmusiker seiner Band, Michael Jungblut (E-Gitarre), Iko Andrae (Bass) und Olaf Liebert (Schlagzeug) kreierten zu Debus‘ plattdeutschem Gesang einen eigenen Sound, der aber den Sänger nicht zu kurz kommen ließ.

Sich inspirieren lassen hat sich Debus auch von andern Größen der deutschen Musikszene. So intonierte er etwa als einen der raren Coversongs den Bob Dylan-Klassiker „Forever Young“ op platt, und der hörte sich dann so an: „Op ewig jung“. Ein klein wenig gelauscht scheint Helmut Debus dann aber doch zu haben. Denn diesen Song hat auch ein Sänger in Mundart bereits herausgebracht. Wolfgang Niedecken spielte ihn „uf Kölsch“ bereits einige Jahre vorher ein: „Für immer jung.“

Wieder beliebtes Fotomotiv: Einige der Zuschauer zückten ihr Handy und machten einige Aufnahmen.

Zu den ruhigen, warmen, geradezu nostalgischen Songs produzierte Helmut Debus mit seiner Band nun warme, ruhige und nur teils raue Klänge, die er mit ausdrucksstarker Stimme intensiv und selbstbewusst zu Gehör brachte. Nach eineinhalb Stunden plus Pause klatschte das Publikum die Band dann zwei Mal zur Zugabe zurück auf die Bühne.

Auch Helmut Debus selber war einmal mehr von den Bedingungen in der Ulmenhofschuhle angetan. „Die Zuhörer sind sehr interessiert und oft auch textsicher“, stellte er erfreut fest. „Auch die Akustik ist gut. Da hat mir sicherlich auch der recht gut gefüllte Raum geholfen“, vermutete er.

Ludger Hinz