Kellinghusen – Nach Singer/Songwriter, Rock und Pop nun wieder etwas ganz Anderes bei PEP: Klezmer at its Best versprach der Interpret, der an diesem Abend im feierlichen Ambiente der St. Cyriacus-Kirche auftrat. Denn der international renommierte Klarinettist und Friedensbotschafter Maestro Giora Feidman (88) startete seine Deutschland-Tour bei PEP, was nicht nur die Veranstalter als große Ehre empfanden.

Klarinettist Giora Feidman versprach eine große Bandbreite an Stimmungen von guter Laune über nostalgische Nachdenklich- bis hin zu Ernsthaftigkeit. Die Spannung war deshalb groß, die Wertschätzung ebenso, und so war die Kellinghusener St. Cyriacus-Kirche schon eine Viertel Stunde vor Konzertbeginn voll besetzt. Etwas kühl und zugig war’s da schon. Deshalb behielten die meisten der Gäste wohl auch ihre Jacken an.
Aber mit seiner Musik erwärmte der in Argentinien geborene Musiker mit beeindruckender Vita die Gemüter allemal. Schon vor zwei Jahren trat er einmal an gleicher Stelle auf, und deshalb waren nun alle gespannt, wie er seinen Auftritt dieses Mal gestalten würde.
Auf seiner aktuellen Tournee unter dem Titel „Revolution of Love“ spricht sich der Klarinettist in seinem Programm für ein friedliches Miteinander sowie für mehr Liebe und Harmonie in der Welt und der Gesellschaft aus.

Seinem Alter geschuldet, muss er zunächst aus seinem Backstageraum in die Kirche geführt werden. Alle Zerbrechlichkeit ist aber mit der Sekunde seines Liedvortrags an der Klarinette wie weg geblasen. Da wird er zum wilden, virtuosen Spieler seiner Lieder auf seinem Instrument. Und zum Verfechter seiner Friedens-Botschaft, mit der er schon seit Jahren durch die Welt tourt.
Der in Argentinien geborene jüdische Klarinettist untermalt diese in seinem 90-minütigen Konzert durch seine Liedauswahl, wobei er von Pianist Vytis Sakuras am e-Klavier virtuos begleitet wird. Auch diesem wird im Verlaufe des Konzerts diverse Male der Applaus des Publikums zuteil.
Im Programm des Abends war nun sowohl traditioneller Klezmer enthalten als auch Meisterwerke der Tango-Musik und musikalische Klassiker aus der geistlichen und weltlichen Musik. Äußerst kenntnisreich die Zusammenstellung aus traurigen und fröhlichen, schnellen und langsamen Titeln. Hier kam es zu einem Gänsehautmoment, als er das Publikum den Leonard Cohen-Hit „Halleluja“ mitsingen und -summen ließ.

Auch ausgewählte Kompositionen aus aktuellen CDs, komponiert von Majid Montazer, Diplom-Musiker und -Kultur- und Medienmanager vom Institut für Kultur- und Medienmanagement Hamburg, standen auf seiner Playlist. Diesen stellte der Musiker gegen Ende seines Konzerts auch persönlich auf der Bühne vor. Der kollektive Applaus war auch ihm sicher.
Mit „Revolution of Love“ versuchte Feidman, die Botschaft der Liebe im Publikum zu verbreiten, wie er in seinen Ansagen immer wieder betonte. „Krieg hat nie ein Problem gelöst“, sagte er. Statt dessen rief er seine Zuhörer zum Einsatz für den Frieden und zur Fortsetzung seines letzten Titels auf: „Happiness“.

Auch dass der Maestro nach seinem Konzert noch im Eingangsbereich der Kirche für eine Autogrammstunde zur Verfügung stand, rechneten ihm alle hoch an. Lang die Schlange, die sich vor seinem CD- und Büchertisch bildete.
Text und Bilder Ludger Hinz