Hohenlocksetdt – Dass es an diesem Abend voll wird, das konnte man schnell erahnen. Schließlich hing hier der Geist der Vergangenheit in der Luft. So zog „PEP“ wieder einmal wie bereits in den vergangenen Jahren zum Jahresende in die Hohenlockstedter Kartoffelhalle um. Da passen einfach mehr Leute hinein. Die zum Konzertsaal ausgebaute Halle bietet alles, was Musiker und Publikum benötigen von umfangreichen Backstageräumlichkeiten mit Duschen bis hin zu Lautsprecher, Tresen und Mischpult.
In dieser Umgebung versprach die Tribute Band „Queen Kings“ auf Einladung von „PEP“, die alten Zeiten der 80er und Anfangs-90er musikalisch zurück zu holen. Und das klang für viele einfach zu verlockend, um nicht dabei zu sein. Noch einmal zumindest den Anschein eines Live-Konzertes mit „Queen“, dieser charismatischen Ikone der Rockmusik aus England, zu genießen und noch einmal eine Kostprobe einer Ahnung von Freddy Mercurys Gesang zu erleben – das wollten viele sehen und hören und sich nicht entgehen lassen.
Und so versammeln sich ein paar Hundert begeisterter Fans vor der Bühne, als die Tribute Band dieselbe betritt. Schon bei der Anreise lag die Spannung in der Luft: Die Parkwächter vor der Halle wiesen die Autos auf ihre Plätze, die Radfahrer in ihren Unterstand und die Fußgänger ins Foyer. Davor sogen die Raucher an Stehtischen noch schnell nervös an ihrer letzten Zigarette vor dem Gig.
Im Eingang wurden sie kurz begrüßt, gaben ihre Jacke schnell noch an der Garderobe ab, ließen ihr Ticket kontrolieren oder kauften sich eines und erhielten dann ihren Eingangsstempel. Sie betraten durch die weit geöffneten Tore den Saal, der sich schnell füllte und bereits vor 20 Uhr fast voll erschien.
Am Tresen links haben die Bedienungen alle Hände voll zu tun, um hauptsächlich Bier und Wein, aber auch Soft Drinks, auszuschänken. Schnell verteilen sich die Besucher in der ganzen Halle. Manche stehen hinten an Stehtischen, die meisten versuchten jedoch, einen guten Platz zum Sehen im Zuschauerraum zu ergattern. Es herrscht zwar Fülle, aber kein Gedränge, man kommt gut durch alle Reihen hindurch, um sich auch zwischendurch mit einem neuen Bier oder Wein einzudecken.
So gerät die Menge sogleich ins Jubeln, als die Band um kurz nach 20 Uhr die Bühne betritt. Eingeleitet unter bunten Farben der Licht-Show, die an die Beleuchtung der 80er Jahre erinnert, geht es mit den zwei noch etwas weniger bekannten Songs „One Vision“ und „Tie your mother down“ los, die die Musiker anscheinend noch etwas zum Warmspielen nutzen.
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In der Folge intoniert die Band dann ein Feuerwerk an bekannten Hits von „I want to break free“, „Don’t stop me now“ und „Somebody to love“ über „Under Pressure“ und „Killer Queen“ bis hin zu „Another one bites the dust“; hier allseits Wohlfühlsongs zum Mitsingen.
Sehr zur Freude der Fans bringt die Band den „Queen“-Spirit damit so nach und nach in die Halle. Zunächst noch etwas schleppend, läuft sich die Stimmung mit fortschreitender Dauer des Konzerts warm. Und so langsam klingt das wirklich fast wie „Queen“, auch wenn das gar nicht der Anspruch ist.
Der liegt eher darin, den Spirit der Band zurück zu holen. Das muss nicht durch eine 1:1-Kopie geschehen, sondern durch das Spielen der Songs und das Hervorrufen der dahinter liegenden Emotionen, die sich seit 1992 so langsam verflüchtigen.
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Vor allem in den ersten Reihen stehen zahlreiche Fans im „Queen“-T-Shirt und singen lauthals jeden Titel mit, teilweise auch ziemlich junge. Abgesehen von den vielen Älteren, die die Zeiten in den 80ern noch selbst live und bewusst miterlebt haben werden. Und nun in ihren „Queen“-T-Shirts in den ersten Reihen ein deutliches Statement setzen. So mancher von ihnen wird auch das eine oder andere original „Queen“-Konzert erlebt haben.
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In der ersten Reihe ist auch Helmut Priebe aus Kellinghusen, langjähriger Vorsitzender des „Queen Fanclubs Germany“ und Öffentlichkeitsreferent, begeistert: „Der Auftritt bestätigt mich in der Auffassung, dass dies die derzeit beste ,Queen‘-Coverband ist, die es auf dem deutschen Markt zu hören gibt“, sagt er.
Die deutsche „Queen“-Tribute-Band aus Hennef überzeugt mit ihrer komplett live gespielten Show auch einige Zweifler. Denn sie präsentiert und komplettiert in ihrer spielfreudigen Performance mit passender Lightshow dann auch noch die restlichen Mitsing-Songs wie „(It’s) A kind of magic“, „I want it all“ und „I was born to love you“ sowie „Living on my own“ oder „Who wants to live forever“. Spätestens da wird das damalige Drama um Sänger Freddy Mercury wieder präsent. Dieser war 1992 an AIDS gestorben, was sich schon lange Zeit vorher angekündigt hatte, und sang damals auch oder gerade deswegen Lieder mit derlei beziehungsreichen Titeln wie „Who wants to live forever“.
Leadsänger Sascha Krebs, der zuvor schon im Musical „We Will Rock You“ mitwirkte und mit Brian May und Roger Taylor auftrat, setzt seine ganze kraftvolle Stimme ein. Gemeinsam mit Susann de Bollier bildet er den Gesangspart, der vom Publikum sehr mit entwprechendem Applaus belohnt wird.
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Drazen Zalac spielt seine Gitarre auffällig, aber nicht aufdringlich, Oliver Kerstan am Schlagzeug und Christof Wetter an den Keyboards liefern in ihrem Zusammenwirken ein stimmiges Bild, das an den typischen „Queen“-Sound heran reicht – inklusive vierstimmigem Chorgesang und Original-Equipment.
Zwei Stunden lang spielen sie so ohne Pause vor einer begeisterten Menge und garnieren die großen Hits mit ein paar kleinen Bonbons. In den nicht weniger als satten 25 Songs ist dann auch alles dabei, was das Herz eines „Queen“-Fans höher schlagen lässt.
Garniert mit Bass- und Drummer-Solo zwischendrin, traut sich die Band selbst an die schwierig live zu spielenden Stücke wie „Bohemian Rhapsody“ heran und bringt dies mit Synthesizer-Unterstützung sicher über die Bühne, nicht ohne zu vergessen, das auch anzusagen. Nach Zugaben wie „Radio Ga Ga“ und „We Will Rock You“ entlässt die Band das Publikum schließlich mit einem ihrer größten Hits „We are the Champions“ zurück in die kalte Nacht.
Hier war der „Pep“-Vorsitzende Oliver Zantow froh über ein gelungenes Konzert: „Wir haben eine tolle Band mit einem tollen Publikum in einer tollen Halle“, fand er, „und unsere vielen freiwilligen Helfer sorgen für einen reibungslosen Ablauf.“ Auf jeden Fall gilt aber für den Abend: „It’s a Kind of Magic“und für die Zukunft natürlich: „The Show Must Go On“.
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Fotos und Text: Ludger Hinz