Helmut Priebe: Von einsamem Dorf-Fan zu Rock-Legenden-Flüsterer

Kellinghusen – Angefangen hat für ihn alles sehr mühsam, wie er heute rekapituliert. Als Jugendlicher war Helmut Priebe (62), der nun schon seit Jahrzehnten in Kellinghusen wohnt, in seinem Dorf bei Bad Oldesloe einziger Fan der Rocklegende „Queen“. „Damit war ich sehr einsam. Ich suchte nach Gleichgesinnten – und das noch ohne Internet“, wie er erzählt.

So hat er an die Band geschrieben, aber monatelang keine Antwort erhalten. Erst bei einem Konzert einer „Queen“-Coverband lernte er Gleichgesinnte kennen. Im Hamburger ,Logo‘ konnte ich endlich erste Kontakte knüpfen“, wie er sich erinnert. Dass er da dran und hartnäckig geblieben ist, führte letztlich dazu, dass er in dem seit 1978 bestehenden „Queen Fanclub Germany“ ab 1990 ist Mitglied ist.

Deutschlands größter „Queen“-Fan: Helmut Priebe ist nach anfänglichen Schwierigkeiten ohne Internet später zum Vorsitzenden im „Queen Fanclub Germany“ aufgestiegen.

Hamburger Konzerte: „Mir fehlen die Worte“ – aber die Erinnerung bleibt

Sein erstes Konzert der Originalband erlebt Helmut Priebe 1978 in der Hamburger Ernst-Merck-Halle. „Ich habe ,Queen‘ mit Freddy Mercury zwei Mal live in Hamburg und einmal in München gesehen. Das sind bis heute tolle Erinnerungen. Die zu beschreiben, da fehlen mir die Worte“, sagt er, einen solch großen Eindruck haben diese bis heute auf ihn hinterlassen.

Im Fan-Club: Vom Pressesprecher zum Troubleshooter

Gestartet im Fan-Club als Öffentlichkeitsreferent, bearbeitet er zunächst nur die Fanpost und schafft es dann später sogar bis zum Vorsitzenden. Inzwischen hat er die Bandmitglieder persönlich getroffen, leitete den Besuch der internationalen Treffen in London und war bei zahllosen Konzerten von Coverbands und Musicals dabei.

Eine Zeit lang plant er alle Aktivitäten deutschlandweit und richtet sie mit aus. Ab den 80er Jahren findet jedes Jahr ein großes Fanclubtreffen im Ruhrgebiet in Essen mit bis zu 600 Fans statt. „Dort gab es Auktionen, Quiz, Tombola und einen Marktplatz mit Coverbands und Disco“, erzählt er. Angeboten hat der Fanclub das bis Mitte der 2000er Jahre. „Erst in den vergangenen 10 Jahren gab es das dann aufgrund mangelndem Interesses nicht mehr.“

Unterdessen nimmt die Begeisterung für die Band immer weiter zu, vor allem durch die Aktivitäten ihrer Promotionfirma. Regelmäßig nimmt Helmut Priebe weiterhin an Ausfahrten und Reisen teil, nun zum internationalen Treffen, das es weiterhin gibt.

Seit 1990 ist Helmut Priebe aus Kellinghusen im „Queen“-Fanclub Germany dabei, erst als Pressereferent, später als Vorsitzender und irgendwann auch „Troubleshooter“ bei internationalen Treffen.

Vor allem fährt er seit 28 Jahren jedes Jahr immer im Oktober nach England. Dort gibt es 200 Kilometer nördlich von London das internationale „Queen“-Treffen für 2000 Leute in einem Ferien Center mit Live-Bühne. Er organisiert die Fahrt mit 20 Personen aus Deutschland dorthin. „Ich habe zu Anfang sogar noch die Flüge gebucht und mich dort um die Hotelunterkunft gekümmert“, erzählt Helmut Priebe. „Das machen die Teilnehmer mittlerweile übers Internet aber selber.“

Nun organisiert er dafür das Sightseeing, eine Fahrt in den Ort, und macht den „Troubleshooter“, falls mal etwas passiert. Als eines Tages die Mutter einer Teilnehmerin während der Fahrt gestorben ist, hat er für den Rückflug nach Hause gesorgt.

Helmut trifft die Großen – manchmal sogar länger als fünf Minuten

Herausragend für ihn waren unterdessen persönliche Erlebnisse, die er mit den Bandmitgliedern hatte, wie er sagt. So führte er etwa in Köln bei Eröffnung einer Fotoausstellung ein Interview mit dem „Queen“-Gitarristen Brian May – ein einschneidendes Erlebnis, einem seiner musikalischen Idole zu begegnen.

Er traf in Lübeck auch Opernsängerin Montserrat Caballier, die einmal mit Freddy Mercury das Duett „Barcelona“ gesungen hatte. „Ein eindrucksvolles Erlebnis“, wie er sagt, für ihn „geradezu bezaubernd.“ Denn: „Man konnte spüren, welche Ausstrahlung sie hat. Ihr persönlich zu begegnen, war ein absolutes Highlight.“

Und er bewegte sich auch im weiteren Umfeld der Band. So ist er Peter Freestone, den persönlichen Assistenten von Freddy Mercury, auf einem Fantreffen begegnet. „Er war öfter mal da, und so sind wir ins Gespräch gekommen.“ Allerdings befand sich dies meist eher auf dem Level des höflichen oder professionellen Small Talks.“ Aber immerhin, wer kann das schon von sich behaupten?

Jahrelang hat Helmut Priebe auch drei Mal im Jahr die „Queen“-Fanclubzeitung, die „Fan Mail“, in Papier herausgebracht. „Seit acht Jahren habe ich das jetzt aber schon in jüngere Hände gelegt.“ Außerdem hat er sich um die Pflege der umfangreichen Fan Club-Website mit 10000 „Queen“-Artikeln und bandbezogenen Terminen gekümmert, hat auch mal die Mitgliederverwaltung und den Newsletter übernommen.

Mittlerweile gibt es allerdings ein Phänomen, das auch durch seine Medienarbeit beeinflusst wird: „Der deutsche Fanclub hat momentan zwischen 450 bis 500 Mitglieder, und es werden nicht weniger, selbst wenn der Todeszeitpunkt von Freddy Mercury immer weiter in die Vergangenheit reicht, mittlerweile immerhin schon über 30 Jahre her ist.

Queen“ begegnet Queen: Royaler Besuch in London

Ein absolutes Highlight war für Helmut Priebe der Besuch des „Queen“-Tribute-Konzerts in London 1992 im Wembleystadion mit 80000 Besuchern. „Meine Teilnahme hatte ich damals durch Zufall gewonnen und damit auch zwei Tickets für das Golden Jubilee von Queen Elizabeth II. 2002 zur Feier ihrer 50-jährigen Thronbesteigung erhalten“, wie er erzählt. „Da sind eigentlich keine Ausländer zugelassen, es ist exklusiv für Briten reserviert.“

Umso mehr durfte er sich geehrt fühlen, im Buckingham Palace mit 15000 Besuchern dabei zu sein. „Da haben die verbliebenen „Queen“-Mitglieder die Nationalhymne gespielt. Das wurde nach außen per Monitor übertragen, der ganze Hide Park war voll, und ich hatte eine riesen Gänsehaut.“

Auf Du und Du mit „Queen“-Freunden

Geführt hat er auch ein Interview mit Barbara Valentin, der Münchener Freundin von Freddy Mercury, wenn dieser in München gewesen ist. Getroffen hat er diese bei einem Termin Mitte der 80er Jahre. Freddy Mercury aber persönich zu begegnen, da war er aber damals chancenlos. Getroffen hat er hingegen die beiden Gründungsmitglieder Brian May (Gitarre) und Roger Taylor (Schlagzeug). „Ich konnte ihnen sogar Fragen stellen, wurde durch diesen Termin aber eher dienstlich-professionell durchgeschleust“, ist er sich bewusst.

Seine Verbundenheit mit der Band stellt Helmut Priebe auch unaufdringlich mit der Wahl seines T-Shirts zur Schau.

Musical-„Mordsgaudi“ mit Promis: Neben Uschi und Van der Vaart

Zu einer „Mordsgaudi“ wurde für Helmut Priebe hingegen der Besuch des Musicals „We will rock you“ in Hamburg 2015, zu dessen Premiere der Fanclub 200 Karten erhielt. „Die habe ich in meinem Dunstkreis verkauft und den Erlös an die AIDS-Hilfe überwiesen“, so Priebe. Bei der Aufführung im „Meertheater Hamburg“ wurden die Ticketbesitzer an die Tische zu den A-, B-, C-Promis platziert. Während Helmut Priebes Frau neben Fußballspieler Raphael van der Vaart saß, erhielt er einen Platz neben Musikladen-Moderatorin Uschi Nerke. „Auch sie war von der Show total begeistert“, erinnert sich. Helmut Priebe. „Das war aber auch musikalisch eine megaschöne Aufführung, in der alles stimmte: Sie war super gecastet, die Band spielte live hervorragend, es herrschte eine großartige Stimmung.“ Nachdem es vorher 12 Jahr lang in London lief, rief „We will Rock you“ auch hier Begeisterung hervor. „Es war nur kurze Zeit in Hamburg“, so Helmut Priebe, „ein Glück für jeden, der die Chance hatte, die Show zu sehen.“

Nie genug

Auch nach den vielen Jahrzehnten hat Helmut Priebe noch nicht genug von der Band. „Überhören kann ich mir ,Queen‘ gar nicht, davon kriege ich nie genug“, sagt er. Trotzdem sind seine Lieblingssongs eher die nicht so oft gespielten Titel wie etwa „39“. „Auch ,Bring back that Leroy Brown‘ macht mir viel Spaß.“ Mittlerweile hat er sich auch zu einem kleinen „Queen“-Experten entwickelt. Von Zeit zu Zeit kommt der Soundarchivar der Band, Greg Brooks, zu den Treffen und spielt den Fans ein paar Perlen vor. Der Song „Face it alone“ (2023) „ist so eine Perle, da höre ich die Feinheiten heraus“, sagt Helmut Priebe. Das Album „Live in Montreal“ hat die Band als erste CD aufgenommen. „Da kann ich die Schärfe erkennen.“ Den „Queen“-Film hat Helmut Priebe auf „iMaxx“-Leinwand im „UCI“ in Hamburg „mit Supersound“ gesehen – „sensationell“, wie er sagt.

Fanclub-Kontakte: Auf nach Liverpool

Mit dem Fanclub hat er in all den Jahren viele Leute zusammen gebracht, wie er sich freut: „Wir konnten Hochzeiten stiften und Freundschaften zusammen bringen“, sagt er. „Die hätten sich ohne den Fanclub niemals kennen gelernt.“ Auch dass es in Schleswig-Holstein weiterhin viele Mitglieder gibt, ist dem Fan Club zu verdanken.

So will er auch im nächsten Jahr Anfang Oktober noch einmal für fünf Tage zum Treffen nach London. „Erstmals biete ich auch einen Abstecher nach Liverpool an.“ Denn: „Es gibt auch Überschneidungen zu den Beatles“, sagt er. „Freddy und John Lennon kannten sich persönlich – sie saßen mal zusammen auf dem Frauenklo…“

Queen Kings“ in der Hohenlockstedter Kartoffelhalle

Ein besonderes Konzert war nun kürzlich kurz vor Weihnachten der Auftritt der Coverband „Queen Kings“ in der Hohenlockstedter Kartoffelhalle bei „PEP“. Im Saal mit vielen Hundert begeisterten Besuchern steht Helmut Priebe natürlich in der ersten Reihe. „Wir hatten sie schon auf sieben, acht Fanclubtreffen als Live-Band“, erzählt er, „und ich muss sagen: Sie können jeden ,Queen‘-Song spielen, sogar den äußerst anspruchsvollen Titel ,Barcelona’“, ist er beeindruckt. „Sie sind gut im Geschäft und schütteln die Songs inzwischen nur so aus dem Ärmel. Deshalb spielen sie auch nur so hoch und runter im Ruhrgebiet. Man kann momentan sagen: Sie sind das Beste, was es in Deutschland zur Zeit an ,Queen‘-Coverbands gibt. Sie sind professionelle Musiker. haben ein tolles Repertoire, leisten tolle Publikumsarbeit und vermitteln gute Stimmung. Ich kenne sie auch persönlich.“

Glücklich in der ersten Reihe: Der langjährige Vorsitzende des „Queen Fanclubs Germany“, Helmut Priebe aus Kellinghusen, freut sich vor allem, den Geist der Band auch in Tributekonzerten wie denen der „Queen Kings“ zu erleben wie kürzlich in der Hohenlockstedter Kartoffelhalle.

Die „Queen Kings“ haben etwa 200 Auftritte im Jahr – was Besseres wird man nicht kriegen. Er findet es positiv, dass sie nicht als „Look alike“ auftreten und sich nicht so kleiden und aussehen wie die Originale, auch wenn die eine oder andere Pose des Sängers schon an Freddy Mercury erinnert: „Sie machen Tribute auf hohem Niveau.“

Und was Queen nie geschafft hat, spielen sie live auf der Bühne. „Wer Queen mag, ist mit ihnen gut beraten. Es gibt von mir keine Empfehlung – es ist ein Muss, da hinzugehen.“ Für ein Konzert in einem großen Saal in einer großen Stadt zahlt man mittlerweile an die 150 Euro. Da sind die nicht einmal 30 Euro hier sehr moderat.“

Helmuts „Queen“-Zimmer: Wo der Stauraum zu Ende geht

Und Helmut Priebe ist leidenschaftlicher Sammler von Devotionalien. „Ich habe alleine 20 Ordner nur mit Artikeln der Band, darüber hinaus etwa 15000 Tonträger – LPs, CDs und Singles“, erzählt er.

Wo der Stauraum zu Ende geht: In seinem „Queen“-Zimmer hat Helmut Priebe alleine etwa 15000 Tonträger – LPs, CDs und Singles – der Band gesammelt.

In seinem „Queen“-Zimmer ist schon fast kein Platz mehr, sich frei zu bewegen. „Das ist zur Mitte hin schon fast zugewachsen, seit er angefangen hat, die Fan-Sachen der Band zu sammeln. Das geht von Briefmarken bis hin zu Funky Pop-Figuren. Irgendwann, und das wäre dann noch eine Lebensaufgabe, könnte ich mir vorstellen, ein „Queen“-Museum aufzumachen.“

Fotos und Text: Ludger Hinz