Hohenlockstedt (lh) – Die Frage nach Nachfolgebands berühmter Vorbilder entzweit viele Musikfans schon seit langem. Sobald eine Band ein berühmtes Vorbild nachspielt, wird ihr wahlweise Ideenlosigkeit, mangelnde Kreativität oder fehlende Inspiration nachgesagt, da ihr nicht zugetraut wird, etwa Eigenes hervor zu bringen, sondern sich lediglich auf den Lorbeeren berühmter Künstler auszuruhen.
So hat jeder seine eigene Auffassung davon, was nun einfach plumpes Kopieren und was die Ehrung eines Vorbildes anhand eigener Vorstellungen im musikalischen Ausdruck ist. Am glaubwürdigsten kann die Wiederholung eines Band-Repertoires in einem Live-Act auf der Bühne wohl dann geschehen, wenn wenigstens ein Mitglied oder ein Teil einer Band das ehemalige Repertoire mit gestaltet oder gar selbst inszeniert.
Das kommt wohl so auch am dichtesten an die Band heran, die „PEP“ nun zum Jahresabschluss als internationalen Top Act dieser Kategorie präsentierte: Der britische Musiker Phil Bates wurde mit seiner „Electric Light Band“ gebucht.
Die Hits des „Electric Light Orchestra“, kurz „ELO“, klingen vielen noch aus den Charts der 70er bis 90er Jahre in den Ohren. Songs wie „Livin‘ Thing“, „Rock’n’Roll is king“ oder „Don’t bring me down“ sowie vor allem der Ohrwurm „Hold On Tight“ waren leicht, eingängig, schnell zu merken und lange Zeit aus den Charts nicht wegzudenken.
Das war kein Hand gemachter Rock, das war im Prinzip Pop Music, wenn nicht sogar Disco-Pop, der für Radios, Diskotheken und den allgemeinen Alltagskonsum konzipiert war. Die Songs konnte jeder nach ein paar Mal hören mitsummen, wenn nicht sogar -singen und hat sie auch nach 30 Jahren nicht vergessen. Dabei war die Band auch einigermaßen erfolgreich mit dem selbst erklärten Ziel, den Beatles-Sound des „Sgt. Peppers“-Albums fortzuführen, also ihr klassisches Rock-Pop-Repertoire durch weitere Instrumente zu ergänzen wie etwa Geigen und Keyboards.
So gab es zahlreiche Chart-Hits, und man war in und um Kellingusen gespannt, was einen da erwartete. Im Großen und Ganzen wollten die meisten wohl eine Band hören mit einem der ehenaligen Originalmusiker, die heute noch genau die Hits spielt, die man von früher noch aus dem Radio kennt.
Nun war die Retrowelle ehemaliger Bands, die nun mit ihrem alten Repertoire nach Jahren der Abstinenz wieder auftauchen, ja inzwischen relativ erfolgreich, hatte aber auch einige Höhen und Tiefen durchlaufen.
Der Engländer Phil Bates war laut seiner Agentur gemeinsam mit dem „Electric Light Orchestra“ auf Tour und hat als Sänger und Gitarrist des „Electric Light Orchestra Part II“ und der Nachfolgeformation „The Orchestra“ den „ELO“ Sound bedeutend mitgeprägt.
Um ihn präsentieren zu können und auch auf ein größeres Publikum und bessere technische Voraussetzungen vorbereitet zu sein, zog „PEP“ aus der angestammten Ulmenhofschule um in eine größere Location nach Hohenlockstedt: in die Kartoffelhalle der Firma Pohl-Boskamp, wo es nicht nur mehr Platz fürs Publikum, sondern auch bessere Möglichkeiten für die technische Umsetzung der großen Anzahl der Musiker gibt.
Schließlich kamen mit Susanne Filep (Geige), Eric Herold (Keyboard), Ralf Vornberger (Bass), Jo Bates (Keyboard) und Chris Evans (Schlagzeug) sowie Phil Bates selber sechs Musiker, deren einzelne Instrumente, wohl gesteuert, akustisch im Zusammenspiel stimmig zur Geltung kommen sollten und die auch genug Platz auf der Bühne für ihre Performance benötigten.
Obwohl sich die Veranstalter bei knapp über 100 Besuchern ein paar mehr Zuhörer gewünscht hätten, wurde es ein furioses Jahres-Abschlusskonzert im nostalgischen Gewand. Gleichzeitig fanden in der Umgebung auch einige weitere Veranstaltungen wie etwa ein paar Weihnachtsmärkte statt, die dem Konzert vielleicht auch einige Besucher streitig machten.
So wurde es ein stimmungsvoll-nostalgisches Konzert. Mit ihrem Programm aus Titeln des „Electric Light Orchestra“ („ELO“) animierte die Band ihr feierwilliges Publikum zum Mitsingen der Chart-Songs aus früheren Jahrzehnten.
Durch eine geschickt-gleichmäßige Verteilung von Stehtischen schafften die Ausrichter es, auch das Publikum relativ gleichmäßig über den ganzen Saal zu verteilen und Ballungen auf der einen sowie Leerräume auf der anderen Seite zu vermeiden.
Zwei Stunden lang präsentierten die Musiker so tatsächlich die Chart-Hits der Band aus den 70er bis 90er Jahren und zog dabei alle Register ihres Könnens. Besonders beeindruckend fürs Publikums war es, die Songs allesamt Hand gemacht und live gesungen zu erleben, die man sonst nur aus den etwa sterileren Radio- oder CD-Studioaufnahmen kennt. Zwischendrin bewiesen alle auch immer wieder in eigenen Soli ihre Kreativität an den Instrumenten.
So war man auch auf Ausrichtereite sehr zufrieden. PEP-Mitglied Rainer Werdt lobte: „Die Zusammenarbeit mit der Band von der Ankunft bis zum Auf- und Abbau hat super geklappt.“ Das Team der Kartoffelhalle wurde von Kathrin Melville-Roberts hervorgehoben: „Sie waren sehr freundlich und haben mit uns einen tollen Job gemacht.“
Lebendiges Zeichen für das verbindende Konzert war laut dem Vorsitzenden Oliver Zantow: „Die Band hat nachmittags im Backstageraum gemeinsam mit zwei unserer Gäste aus Tansania auf einem Laptop beim Weltmeisterschaftsspiel zwischen Portugal und Marokko mitgefiebert. Großartig!“