Erst wurden es zwei, dann vier und schließlich sechs Jahre: Ein bisschen länger als die damals angekündigten zwei Jahre hat es zwar gedauert, aber nun war es wieder soweit. Der irische Singer/Songwriter Kieran Goss (60) betrat nach 2010 und 2016 bereits zum dritten Mal die Bühne in der Ulmenhofschule. Sein Bedauern darüber betonte auch er ganz besonders.
Dann wurde das kleine, aber feine Publikum von etwa 35 Besuchern bei „PEP“ entschädigt mit Songs, Geschichten und Harmonien aus Irland, als der mehrfach Platin ausgezeichnete Musiker gemeinsam mit seiner Frau, der Sängerin Annie Kinsella, in Kellingusen auftrat – in einem Konzert der sanften, leisen und nachdenklichen Töne.
Die beiden haben zuletzt ihr erstes Duo-Album „Oh, The Starlings“ (2019) veröffentlicht, der insgesamt bereits elfte Tonträger von Kieran Goss, und präsentieren diesen nun auf einer Deutschlandtour.
Bei „PEP“ gaben sie erst ihr zweites von insgesamt 29 Konzerten, standen also noch am Anfang ihrer Reise durch deutsche Lande. Vielleicht auch deshalb klangen die beiden ziemlich frisch und unverbraucht und zogen das Publikum schnell in ihren Bann.
Das Album entstand noch vor der Coronakrise, konnte deshalb noch nicht aufgeführt werden und ist so tatsächlich noch heute, drei Jahre später, ihr „neues Album“. Bis auf vier Titel stellten sie die Songs dieses Werkes in der Ulmenhofschule vor.
Die Zeit der vergangenen zwei Jahre nutzte der Songwriter nach eigenen Angaben auch dazu, neue Songs zu schreiben, von denen sie einige hier noch zusätzlich vorstellten. „Sie sind aber nicht etwa melancholisch oder trübsinnig, sondern eher hoffnungsvoll und zukunftsgewandt im Geiste der sonnigen Seite des Gemüts“, wie er es selber ausdrückte.
In den vergangenen 25 Jahren hatte sich Kieran Goss zu einem der führenden Musiker Irlands entwickelt und es auf diverse, mit Platin veredelte Alben gebracht („Red Letter Day“, „Worse Than Pride“).
Sein ganzes Können entfaltet sich auch an diesem Abend vor allem live auf der Bühne, und gemeinsam mit seiner Frau Annie Kinsella gab er auch hier ein angenehm unaufgeregtes Konzert voller wunderschöner, stiller Lieder. Seine Songs bestachen, begleitet nur von seiner Akustik-Gitarre, durch einfache, aber eingängige Melodien.
Beide schon unabhängig voneinander gute Sänger, harmonierten sie schon vor sechs Jahren auf der „PEP“-Bühne zusammen zu einem stimmigen Gesangs-Duo und konnten dies hier auch jetzt noch einmal bestätigen.
Dabei erwies sich Kieran Goss als kunstvoller Songwriter mit akzentuiertem Gesang und präzisem Gitarrenspiel zu charakteristischer Stimme und Annie Kinsella als abwechslungsreiche Sängerin. Beide waren aber auch unterhaltsame Entertainer, die zu ihren Songs die passende Geschichte parat hatten.
Ein besonderer Aha-Effekt stellte sich ein, wenn sie in den Ansagen zu den einzelnen Songs auf die irische Geschichte zu sprechen kamen, die durch Härten jeglicher Art geprägt war und in der Hungersnöte für die Bevölkerung eine große Rolle spielten, vor allem als Ursache für eine große Auswanderungswelle in alle englischsprachigen Kolonien von Kanada über die USA bis nach Australien.
Einen Musikwunsch erfüllten sie einer Zuhörerin, die extra wegen dieses einen Songs zum Konzert gekommen ist: Im Lied „Reasons to leave“ schilderten sie Gründe für die Iren auszuwandern, vor allem, wenn sie diese wegen des Kindrreichtums nicht mehr ernähren konnten.
Das einwandfreie Deutsch, das Kieran Goss in Köln als Straßenmusiker erlernt hatte und das Annie Kinsella gerade dabei ist, zu lernen, wie sie erzählte, erleichterte ihnen auch ihre Ansagen. „Wir mögen es hier in Deutschland, die Leute sind sehr freundlich zu uns. Wir haben viele Freunde gefunden“, sagte Anni Kinsella.
So konnten sie das Publukum mit dem stimmungsvollen Song „Time to go sleeping“, bei dem die Zuhörer sogar mitsingen konnten, in den kühlen Abend verabschieden.
Nun hoffte Kieran Goss am Schluss, dass es nicht wieder so lange dauerte wie beim letzten Mal, bis Kellinghusen wieder einmal in den Genuss eines Konzertes mit dem irischen Gesangs-Duo kommt: „Wir kommen gerne wieder.“ (lh)
Bilder: © Rainer Werdt